21.12.06

Märchensteuer: Hamsterkäufe jetzt?

Die Mehrwertsteuer steigt ab Januar um fast 19 Prozent auf genau 19 Prozent. Sind panikartige Hamsterkäufe zu empfehlen? Ihr Sparexperte meint: Alles halb so wild. Natürlich ist die Umsatzsteuer, wie sie richtig heißt, wie alle Konsumsteuern unsozial. Und, klar, am besten wäre es, das Vermögen der Superreichen zu besteuern. Aber wir haben uns nun mal für den Kapitalismus entschieden.

Warum ich die Erhöhung von 16 auf 19 Prozent nicht ganz so schlimm finde? Zum Beispiel, weil eine dadurch bedingte Preiserhöhung nur knapp 2,6 Prozent beträgt. Außerdem rücken wir damit von einer EU-Billigsteueroase, nur noch unterboten von Luxemburg, Spanien und Zypern, endlich ins seriöse europäische Mehrwertsteuer-Mittelfeld auf. Und viele Preise sind gar nicht betroffen: Mieten zum Beispiel bleiben nach wie vor mehrwertsteuerfrei. Die Nebenkosten allerdings nicht, aber bei denen dürfte das bisschen Steuererhöhung wohl das kleinste Problem sein.

Und für die Grundbedürfnisse gibt es schließlich den guten alten ermäßigten Steuersatz in Höhe von 7 Prozent, zuletzt 1983 um einen halben Prozentpunkt erhöht. Gilt für alle Lebensmittel inklusive Hundefutter, allerdings nicht für Getränke, Ausnahmen: Milch und nicht abgefülltes Wasser. Also einfach gesund ernähren! Und zur Unterhaltung mal wieder ein gutes Buch lesen. Oder eine jugendfreie Zeitschrift wie diese. Dazu das traute Heim mit ein paar frischen Blumen schmücken. Alles nach wie vor zum ermäßigten Steuersatz.

Zum Jahreswechsel gibt es eigentlich keinen Handlungsbedarf: Kein Händler wird so blöd sein, ausgerechnet jetzt die Preise zu erhöhen. Außer natürlich die Quasi-Monopolisten, an die wir aber ohnehin durch langwierige Verträge oder mangels Alternativen gefesselt sind: Telekom, Mobilfunkanbieter, Strom- und Gasversorger sowie die Deutsche Bahn. Letztere hat übrigens dennoch eine geheime Mehrwertsteuer-Schnäppchen-Abteilung: Tickets für Strecken unter 50 Kilometer werden nur mit 7 Prozent besteuert.

7.12.06

Billig Bücher schenken?

Die Jahresendfeierlichkeiten stehen tatsächlich schon wieder an. Irgendwelche kleinen Gaben für die Allerliebsten müssen also auch bei weitgehender Weihnachtsresistenz schleunigst her. Ich verschenke ja meistens Bücher. Nein, nicht immer nur die, die ich in Altpapiercontainern und Mülltonnen finde, wie ich es hier vor Jahren mal empfohlen habe. Das gab bitterböse Leserbriefe! In Wirklichkeit gehe ich meist am Vormittag des 24. Dezember in eine kleine Buchhandlung meines Vertrauens.

Dieses Jahr wird das nichts: Der Heilige Morgen fällt dummerweise auf einen Sonntag. Also ist vorausschauendes Planen angesagt. Das hilft auch gleich Sparen. Lustig finde ich es beispielsweise immer, wenn man durch die virtuellen Bücherregale bei Amazon streift: Direkt neben jedem Exemplar zum vorschriftsmäßigen Buchpreisbindungs-
einheitspreis stehen rund 97 „gebraucht und neu“-Angebote für höchstens die Hälfte. Sogar bei Neuerscheinungen. Von einmal Lesen werden die doch wirklich nicht schlechter, und meist sind sie nicht einmal gelesen, sondern so genannte Mängelexemplare, deren einziger Mangel ein „Mängelexemplare“-Stempel an der Seite ist. Nur die hohen Versandkosten von drei Euro schränken die Attraktivität des Amazon-Schnäppchenmarkts deutlich ein.

Glücklicherweise gibt es Alternativen. Nicht nur Ebay, dessen Bücherabteilung nicht so der Hit ist, sondern auch spezialisierte Portale wie das Zentrale Verzeichnis Antiquarischer Bücher oder Booklooker. Bei Booklooker sind neben Antiquariaten auch zahllose Privatanbieter aktiv. Das resultierende Überangebot in Verbindung mit dem anachronistisch-kulturfördernden Portopreisrelikt der Post namens Büchersendung ermöglicht den Erwerb nahezu jeden erdenklichen Druckerzeugnisses zum Dumpingpreis.

Die Lesestoffindustrie zeigt bereits erste Anzeichen von Panik. Obwohl sich zumindest die digitale PDF-Buchraubkopie bis heute nicht durchsetzen konnte. Das analoge Rechtemanagement kommt bestimmt trotzdem bald. Bücher, die nach einmal Lesen zerfallen zum Beispiel.