15.2.07

Sparen mit der GEZ?

Das System der Rundfunkgebühren-Eintreiber ist zweifellos äußerst dubios organisiert, wie letztes Mal an dieser Stelle ausgeführt. Trotz alledem ist das Gebührenmodell im Grunde ja keine ganz schlechte Sache. Aber dass man jetzt auch noch für Computer extra zahlen soll, obwohl man damit gar nicht fernsieht?

Die gute Nachricht: Das stimmt in den meisten Fällen gar nicht. Denn die Gebühren für „neuartige Rundfunkgeräte“, wie internetfähige PCs im kreativen GEZ-Neusprech heißen, muss nur zahlen, wer bisher weder Radio noch Fernsehen angemeldet hatte. Selbst im günstigen Nur-Radio-Basistarif von 5,52 Euro monatlich ist das neuartige Rundfunkgerät enthalten. So gesehen könnte man die neue PC-Gebühr fast als Schnäppchen und gesellschaftliches Reintegrationsprogramm für hartnäckige GEZ-Verweigerer betrachten. Denn schließlich kann man damit jetzt sogar legal für billige 5,52 statt bisher stolzer 16,56 Euro Monatsbeitrag öffentlich-rechtliche Bewegtbilder glotzen – zumindest in begrenztem Rahmen und mäßiger Qualität, dafür komfortabel on demand.

Denn kurioserweise kommt es auf den Übertragungsweg an. So lange man auf die zunehmenden Streaming-TV-Angebote zurückgreift, also über das Internet fernsieht, ist man mit dem Basistarif legal dabei. Tagesthemen oder Heute-Journal kann man so beispielsweise ganz gut gucken. Hat der PC allerdings einen Empfänger für Antennen-, Satelliten- oder Kabel-TV eingebaut, was heutzutage ja durchaus vorkommen soll, ist er gebührenrechtlich ein ordinäres Fernsehempfangsgerät und schlägt mit 16,56 Euro monatlich zu Buche. Doch ob wirklich jeder weiß, was sein Billigrechner vom Discounter so alles kann? Und muss der Rundfunkgebührenbeauftragte von heute zugleich ein Experte für PC-Hardware sein?

Das Internetangebot von ARD und ZDF soll übrigens dieses Jahr auch in der Übertragungsqualität deutlich verbessert werden. Zeit, die klassische Glotze endlich abzuschaffen und gute 11 Euro pro Monat zu sparen!

1.2.07

Schon GEZahlt?

Neulich erhielt ich innerhalb weniger Minuten vier E-Mails von der „Gebuehreneinzugszentrale“ und „GEZ Online“, in denen mir unterschiedliche Monatsbeiträge zwischen 377,80 und 487,77 Euro in Rechnung gestellt wurden. Darin enthalten sei ein Zuschlag, entstanden „durch das nicht rechtzeigige Anmelden des Internetverbindung“. Schade eigentlich: immer diese saublöden Ortografie-, Grammatik- und Stilfehler in den Spam-Mails! Ohne die und die Vielfachzustellung wäre dieses Fake fast als gelungen zu bezeichnen.

Den Gebühreneintreibern sind schließlich die schrägsten Methoden zuzutrauen. Das lustig-mafiös angehauchte Aggro-Image der Schon-GEZahlt-Schlägertypen aus der Reklame scheint nämlich erschreckenderweise gar nicht so weit von der Realität entfernt, wie man bei so einer Ironie-Kampagne (Ziel: Information über „gebührenrelevante Sachverhalte“) zu glauben versucht ist. Ich selbst hatte zwar noch nie das persönliche Vergnügen, aber man hört und liest die wildesten Stories über die so genannten Rundfunkgebührenbeauftragten, sobald man danach sucht. Die sind übrigens keine GEZ-Angestellten, sondern freie Mitarbeiter der Landesrundfunkanstalten, in Berlin also des rbb.

Das System ist schier unglaublich: Die freischaffenden Gebührenbeauftragten bekommen ein Revier zugeteilt, in dem sie dann mit ihren individuell bevorzugten Methoden „neue Rundfunkteilnehmer gewinnen“. Bezahlt werden sie – wirklich – auf Provisionsbasis. Je länger der neue Rundfunkteilnehmer gesteht, bereits in der Vergangenheit ein Empfangsgerät bereitgehalten zu haben, desto beeindruckender die geforderte Nachzahlung und damit auch die Prämie des, naja, Kopfgeldjägers. Besonders erfolgreiche Rundfunkgebührenbeauftragte erzielen angeblich monatliche Einnahmen bis zu 25.000 Euro. Neben „starkem Selbstvertrauen und souveränem Umgang mit Stresssituationen“ fordern einschlägige Jobangebote explizit „Gesetzestreue und einen einwandfreien Leumund“. Mehr Mafia geht fast nicht.